Leserbriefe der

vom 05.05.2009

Marktspekulanten verfälschen Preise

Betrifft: Finanzkrise, Agrarkrise

Wen wundert die Finanzkrise? Geld bekommt bekanntlich keine Kinder - es kann auch nix produzieren - das tun die Menschen, und die, nämlich wir, brauchen die Produkte zum leben. Menschen bekommen Kinder, Kinder kosten Geld, deshalb kriegen wir jetzt auch keine mehr.
Auf der anderen Seite müssen, dürfen wir auch sparen, und zwar am Lebensnotwendigen. Zum Beispiel an unserer Nahrung, um für ? mehr Geld zu haben - na klar, zum Spekulieren. Durch das Preisdumping der Lebensmittel und Güter des täglichen Gebrauchs auf Kosten der Hungernden weltweit wird uns suggeriert; dass auch der Wert von diesen Dingen geringer ist. Zur Erzeugung von 100 Prozent Fleischenergie brauche ich 1500 Prozent Pflanzenenergie. Fleisch ist also entsprechend wertvoller. Aber heute, wo der kg-Preis vom Fleisch gleich ist mit dem kg-Wert von Brot, wo ein Liter Milch, ja sogar Benzin weniger kostet als ein Liter Fruchtsaft, wird für die Unwissenden eine ganz und gar verkehrte Welt vorgegaukelt.

Das Argument, „der Verbraucher will es ja so haben", macht mich wütend. Ich behaupte jetzt einmal, dass „der Verbraucher" ja gar nicht gefragt wird. Durch Entfremdung von der Herkunft unserer Nahrung funktionieren wir als Konsumenten besser. Hätten wir die Wahl im Supermarkt zwischen: „Diese Produkte stammen aus der industriellen Massentierhaltung bzw. Agrarproduktion und sind mit chemischem Kunstdüngern und chemischen Giften behandelt, teilweise gentechnisch verändert und wurden um die halbe Welt kutschiert." Oder: „Diese Produkte stammen aus bäuerlicher Landwirtschaft unserer Region und wurden ausschließlich mit hofeigenen Düngern und mechanischer Pflege behandelt. Die tierischen Erzeugnisse stammen aus artgerechter Freilandhaltung. Die Tiere wurden aus-schließlich mit regional erzeugtem Futter ernährt." Ja, wenn das so wäre, welche Produkte würden dann gekauft?

Dass ökologisch erzeugte Lebensmittel im Preis angeblich viel höher sind, bezeichne ich als infame taktische Lüge, da die Preise durch die Agrarpolitik und Marktspekulanten völlig verfälscht werden. Direkt und indirekt werden sie künstlich niedrig gehalten - um auch die letzten privaten Bauern plattzumachen! Die deutsche Landwirtschaft hat sich von der Industrie spätestens seit den 70erJahren in eine Sackgasse manövrieren lassen, sich für Investitionssubventionen verkauft und tut es heute noch. Die Arbeit machen Billiglohnkräfte, oft aus anderen Ländern - machen wir uns doch nichts vor, auch bei unserem Vorzeigearbeitgeber Vogler.

Was lernt die Bevölkerung daraus? Arbeit in der Landwirtschaft ist minderwertig! Anstatt die Arbeit selbst zu subventionieren, wird wieder investiert, in noch größere Maschinen, in Ställe, in denen keine Menschen mehr gebraucht werden. Auch die Landwirtschaft wird weiter in die Krise stürzen, und auch in den westlichen Industrienationen werden mehr Menschen hungern. In Lüchow-Dannenberg sind unsere Ressourcen noch ganz gut erhalten! Noch!

Claudia Huck,
Billerbeck

 


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