Leserbrief der


vom 06.01.2010

Was ist zukunftsgerichtet, wer ist fanatisch?

Betrifft: Artikel »Ja zu, wachstumswilliger Landwirtschaft»» (EJZ vom 11. Dezember)

»Zukunftsgerichtet» und »wachstumswillig» möchte die Lüchow-Dannenberger CDU die Landwirtschaft ausgerichtet sehen und meint damit unter anderem »die Ansiedlung von Hähnchenmastställen in unserer Region». Kritik wird als »massive Stimmungsmache einer fanatischen Bewegung» verurteilt.

Damit sind die »Guten» und die »Bösen» scheinbar eindeutig ausgemacht. Laut Duden wird »fanatisch» erklärt mit »dogmatisch, verbohrt, rücksichtslos». Auf wen treffen diese Abjektive zu? »Dogmatisch»: Für wen ist Wachstum das oberste Wirtschaftsgebot und wird nicht im mindesten in Frage gestellt?

»Verbohrt»: Wer ignoriert, dass die Grenzen des Wachstums, bezogen auf Ressourcen und Flächen, seit Jahrzehnten bekannt sind? Nur Wissen ist unendlich vermehrbar: Wissen über Wechselwirkungen in komplexen Systemen, Wissen über Effizienzsteigerung und so weiter. Aber hieran wird wohl weniger gedacht.

»Rücksichtslos»: Wer bei begrenzter Fläche wachsen will, muss andere verdrängen. Wer in einen gesättigten Markt drängt, muss andere in den Ruin treiben. Wer eine bereits geschädigte Umwelt weiter belastet, nimmt Schäden und Leiden von Nachbarn und Mitgeschöpfen billigend in Kauf.

Zur Erläuterung: Der Selbstversorgungsgrad für Schweine- und Hähnchenfleisch liegt in Deutschland bei über 100Prozent. Überschüsse drücken die Erzeugerpreise, so dass kleinere Betriebe aufgeben müssen. Große Mastbetriebe beziehen überwiegend Futtermittel aus Übersee und tragen erheblich zur Klimaverschlechterung bei.

Auf diesem Hintergrund mag nun jeder selbst entscheiden, was »zukunftsgerichtet» oder »fanatisch» ist.

Johann E. P. Strauß, Schnega
BI gegen Hähnchenmast in Schnega

http://www.ejz.de/index.php?&kat=53&artikel=109343546&red=28&ausgabe=

Bearbeitet am: 06.01.2010/ad


Zurück zur Homepage