Leserbriefe der

vom 19.01.2010

Brust hier - Fett dort

Betrifft: Diskussion über Hähnchenmast

Egal, welches Geflügel: Ich mag nur das Brustfleisch. Bisher habe ich mir nie Gedanken darüber gemacht, was mit dem Rest passiert. Neulich sah ich einen Bericht auf Phoenix, der mich darüber aufklärte.

Vielen Verbrauchern geht es wie mir. Das hat zur Folge, dass die Schlachtbetriebe den »Abfall» entsorgen müssen. Dabei kamen sie auf die geniale Idee, es zum Beispiel nach Ghana zu liefern, um es dort den armen Menschen billig zu verkaufen. Die Menschen dort sind auch sehr begierig darauf, dieses Angebot anzunehmen, ist doch das vor Ort gezüchtete Geflügel viel teurer, und es lebt noch, das heißt, sie müssen ein ganzes Huhn kaufen, so aber können sie das Angebot nach Wunschgewicht kaufen.

Die Folge: Die Bauern vor Ort, die bisher den Markt versorgt haben, gehen pleite, können ihre Familien nicht mehr ernähren. Die Menschen, die als Dienstleister das frisch geschlachtete Huhn küchenfertig bearbeitet haben, sind arbeitslos. Das ist reale globale kapitalistische Marktwirtschaft.

Aber das ist nicht alles. Es gibt in diesen Ländern keine Kühlketten, die garantieren, dass diese tiefgekühlte Ware bis zum Endverbraucher nicht auftaut. Die Blöcke werden gefroren auf den Markt gebracht, tauen dort an oder auf, der nicht verkaufte Rest geht zurück in die Tiefkühltruhe zu Hause und wird beim nächsten Mal wieder angeboten. Wie oft passiert das wohl? Da sind Fleischvergiftungen programmiert.

Aber das passiert ja alles nicht, wenn es hier in Deutschland noch mehr Geflügelproduzenten gibt. Die Tiere kommen alle hier auf den Markt, oder?

Wohl gemerkt: Die Menschen in Afrika bekommen den Rücken, den Hals, das Fett, alles, was hier unverkäuflich ist. Die guten Teile wie Brust und Schenkel sind für uns. Hausfrauen in den Supermärkten hier in Deutschland sagten in diesem Bericht: »Ich wusste auch gar nicht, was ich mit den anderen Teilen anfangen soll.»

Ich schon. Ab sofort kaufe ich nur noch ganze Hühner/Hähnchen. Und obwohl der deutsche Markt nur zu 82Prozent mit Hähnchenfleisch abgedeckt ist, ich habe keine Angst zu verhungern.

Und dann ist da noch etwas: Die landwirtschaftlichen Betriebe in der EU werden subventioniert, das sind Steuergelder. Die damit produzierten Überreste gehen in Entwicklungsländer, deren Märkte zusammenbrechen, damit wieder Probleme schaffen, die mit Entwicklungshilfe, das sind ebenfalls Steuergelder, wieder aufgefangen werden. Das verstehe wer will - ich nicht.

Irmgard Klau,
Gusborn

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