Leserbriefe der

vom 12.03.2010

Zum Glück »leben» sie nur 38 Tage

Betrifft: geplante Hähnchenmastanlage in Teplingen

Eine Bauernfamilie mit 400- jähriger Tradition aus Teplingen plant den Bau eines Hähnchenmaststalls in der Gemarkung Teplingen, Nähe Wustrow. Die geplante Halle soll 20 mal 90 Meter groß sein und 39900 Tieren Platz bieten. Die Tiere verbleiben ihr ganzes Leben in dieser Halle.

Eine geschulte Fängerkolonne kommt, um die Tiere einzufangen und zum Schlachthof abzutransportieren. Die Rate der Tiere, die vorher verenden, beträgt bis zu vier Prozent, bei gut geführten Mastställen kann die Rate auch bei etwa einem Prozent liegen. Danach wird ausgemistet, ausgefahren, desinfiziert, neu eingestreut, und ein neuer Mastdurchlauf beginnt. Wenn alles gut läuft 7,5 Mal pro Jahr.

20 mal 90 Meter: Das sind 1800 Quadratmeter, macht rechnerisch 22,17 Tiere pro Quadratmeter. Da bis zu vier Prozent der Tiere ihre Mastreife nicht erreichen, das sind bis zu 1596 Tiere pro Mastdurchlauf (fast 12000 Tiere im Jahr), haben die verbleibenden Tiere zum Ende ihres Lebens doch noch etwas mehr Platz, um in ihrem eigenen Kot zu hacken, denn es erfolgt nur eine Einstreu zu Beginn eines jeden Mastdurchganges. Ausgemistet wird erst, nachdem die Fänger dagewesen sind. Zum Glück »leben» die Tiere nur 32 bis 38 Tage, bis sie an den Haken kommen. So ist das Leiden doch begrenzt und überschaubar. In ihrem kurzen Leben erreichen die Tiere ein Schlachtgewicht von bis zu 2,5 kg, das bedeutet eine Gewichtszunahme von etwa 50 bis 70 Gramm am Tag, also etwa eine halbe Tafel Schokolade pro Tag.

Und warum tut man den Tieren dieses an? Die Gründe sind vielfältig: Jeder muss ja irgendwie Geld verdienen, und Geld stinkt bekanntlich nicht (im Gegensatz zum Hühnerkot, der auf die Felder rings um Teplingen und Wustrow ausgefahren wird). Außerdem will ja bekanntlich jeder Bürger Unmengen an Hähnchenbrüsten vertilgen, dabei aber immer weniger für das Fleisch bezahlen. Die Lobbyisten der Hähnchenvermarkter erklären die Hähnchenmast zum neuen Eldorado der Landwirtschaft. Der Mensch sollte Tiere nicht unter diesen Bedingungen halten und dahinvegetieren lassen, nur um billiges Fleisch zu produzieren. Durch gezieltes Einkaufen und durch den Verzicht derart produzierten Fleisches kann das Leiden der Tiere verringert und hoffentlich der Bau dieser Anlage und anderer, die mit Landwirtschaft nichts mehr zu tun haben, verhindert werden.

Marc Bohlmann,
Bösel

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