Leserbriefe der

vom 15.03.2010

Tierqual ist systemimmanent

Betrifft: Hähnchenmastanlagen

Nachdem die schockierenden Bilder der von Wiesenhof beauftragten Stall- „Ausräume" eine Welle öffentlicher Empörung ausgelöst haben, ist es nur verständlich, dass Hühnermast planende Landwirte sich von solchem Verhalten distanzieren. Der besorgten Bevölkerung und den Gemeinderäten wird erklärt, als gelernter Landwirt werde man vernünftig mit den Tieren umgehen, man habe ja die entsprechende Befähigung dazu erlangt. Zudem sei es doch im eigenen betriebswirtschaftlichen Interesse, dass die Hühner gesund seien, weder durch Gelenkprobleme noch durch offene Geschwüre unter den Füßen Bewegungseinschränkungen hätten.

Das klingt logisch und gut, geht aber am Problem vorbei, denn die Tierqual ist bei derartigen Hühnermastanlagen systemimmanent: Die Küken entstammen Qualzuchten, die auf mangelndes Sättigungsgefühl und schnelles, unproportioniertes Wachstum der Brustmuskeln ausgerichtet sind. Die Gelenkprobleme bis hin zur Verkrüppelung entstehen durch die Verlagerung des Körperschwerpunktes und durch das unverhältnismäßige Körpergewicht, das die Beine einfach nicht mehr tragen können. Zumal sie bei der erlaubten Besatzdichte wenig trainiert werden: Auf einer Doppelseite der EJZ dürfte man laut Gesetz sieben Hühner mästen! Die Hühner stehen und liegen rund 30 Tage lang auf immer weniger Platz und zunehmend auf ihrem aggressiven Kot, weshalb sich häufig unter den Füßen schmerzhafte, bis zu mehrere Millimeter tiefe Geschwüre und an der Brust sogenannte Brustblasen bilden (Guten Appetit!).

Ein erneutes Einstreuen gegen Ende eines Mastdurchganges ist bei der Besatzdichte und Stallgröße nicht praktikabel. Die häufigste Todesursache ist übrigens der plötzliche Herztod der größten Hühner, weil das Herz-Kreislauf-System mit dem rasanten Wachstum der Tiere überfordert ist.

Das skandalöse Verhalten der Wiesenhof-Truppe setzt dieser alltäglichen Tierqual in der Hühnermast nur die hässliche Kroneauf. Der Landwirt kann - selbst bei bestem Willen - die durch Zucht und Haltungsbedingungen entstehende Tierqual kaum reduzieren, denn er bestimmt als Lohnmäster nicht die Regeln des Systems. Die vertragliche Bindung an den Fleischkonzern und die enge Refinanzierung der Anlage lassen ihm kaum Spielraum. Machte er Ernst mit seiner Sorge um die Tiere, müsste er langsam mit Grünfutteranteil mästen und die Tierzahl extrem verringern. Dann wäre es allerdings nur konsequent, auf Neuland- oder Bio-Mast umzusteigen. Das wiederum lehnen die planenden Landwirte kategorisch ab, warum eigentlich?

Aber es gibt auch positive Tendenzen: Ein Landwirt aus Klein Heide denkt darüber nach, seinen Neubau für 1100 Schweine - entgegen der ursprünglichen Planung mit Spaltenböden - auf Strohhaltung auszurichten. Das wäre angesichts der europaweiten Forderungen nach mehr Tierschutz in der Landwirtschaft ein guter Schritt für die Übergabe eines zukunftsfähigen Hofes an seine Söhne!

Maren Ramm,
Dannenberg

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