Leserbriefe der

vom 23.03.2010

Krankheitsdruck enorm hoch

Betrifft: industrielle Hähnchenmastanlagen

Der Stall werde nach neuesten Vorschriften der Tierschutzhaltung betrieben, so der Landwirt auf einer Informationsveranstaltung zu seiner geplanten Hähnchenmastanlage in der Gemeinde Lübbow (EJZ vom 5. März). Soll das heißen, der Tierschutz werde ausreichend berücksichtigt und alles sei in Ordnung? Im Gegenteil, das Wohl der Tiere (Paragraf 1 Tierschutzgesetz) wird nicht beachtet.

Der Deutsche Tierschutzbund protestiert vehement gegen die Haltungsbedingungen industrieller Hähnchenmastanlagen, in denen 39500 Hähnchen, auf schnelles Wachstum gezüchtet, auf engstem Raum (etwa 24 Hähnchen pro Quadratmeter) innerhalb von fünf Wochen zur Schlachtreife gemästet werden.

Aufgrund dieser Bedingungen ist der Krankheitsdruck bei den Tieren enorm hoch. Hoher Einsatz von Medikamenten und Desinfektionsmitteln ist nötig, und selbst damit können Entzündungen am Körper der Tiere und der Tod von rund 1500 Hähnchen pro Umschlag nicht verhindert werden.

Die neueste Tierschutzhaltungsverordnung lässt diese Bedingungen zu, handelt damit aber gegen das Wohl der Tiere und missachtet dabei unter anderem biologische Gesetzmäßigkeiten: Kot im Nest bedeutet Infektionsgefahr. Doch über Millionen von Jahren haben sich in der Tierwelt Verhaltensweisen entwickelt, die verhindern, dass Tiere sich durch Kot infizieren und krank werden. So koten die noch nicht flüggen Jungen größerer Vogelarten, zum Beispiel Störche, in hohem Bogen über den Nestrand. Fütternde Eltern der Singvögel nehmen den Kotballen ihrer Jungen mit dem Schnabel auf und tragen ihn vom Nest weg. Bei Bienen sammelt sich den Winter über der Kot in einer Kotblase, die beim ersten Flugwetter im Frühling außerhalb der Beute entleert wird. Gesellig lebende Kaninchen haben ihre Klos entfernt vom Bau. Katzenmütter nehmen den Kot ihrer Jungen auf und lecken sie sauber, solange sie im Nest liegen. Bei Nestflüchtern, zum Beispiel Hühnern, war die Entwicklung eines derartigen Verhaltens nicht erforderlich, da sie sehr bald nach dem Schlüpfen das Nest verlassen und sich auf eine größere Fläche verteilen.

In der Natur haben sich Verhaltensweisen entwickelt, die die Tiere gesund halten. Mit den industriellen Hähnchenmast-anlagen macht der Mensch genau das Gegenteil: Über 30 Tage stehen die Hähnchen auf engstem Raum in ihrem Kot, dies bei einer relativ hohen Luftfeuchtigkeit und einer konstanten Temperatur von um 33 Grad. Er schafft damit ideale Bedingungen, dass Krankheitskeime sich rasant vermehren können, Hähnchen krank machen und leiden lassen. Und - mit dem Feinstaub aus Kot gelangen diese Krankheitskeime über die Abluft auch dorthin, wo Menschen leben.

Hermann Klepper,
Banzau

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