Leserbriefe der

vom 03.08.2010

»Respektlos gegenüber dem fühlenden Wesen»

Betrifft: Meldung »Hühner sterben wegen Hitze» (EJZ vom 28. Juli)

Während der großen Hitze Anfang Juli erstickten in einem Stall im Landkreis Uelzen 40000 Hühner, weil die Lüftungsanlage defekt war. Unvorstellbar, wie panisch und qualvoll die Tiere verendet sein müssen.

In der Uelzener Allgemeinen Zeitung (AZ) wurde der wirtschaftliche Schaden beziffert und das Thema Haftung angesprochen. Das Thema Haltung nicht.

Eigentlich hätte es heißen müssen »Hühner sterben wegen Stall». Jeder Hühnerhalter weiß, dass die Tiere in einem Stall mit Auslauf auf natürliche Weise mit Hitze wie Kälte klarkommen. Warum also baut man luftdichte Ställe mit automatisierter Luftzufuhr- und Klimaregelung, inklusive Erstickungsrisiko? Dieser »tragische Zwischenfall» passierte laut Uelzener AZ, obwohl der Stall »nach aktuellen Vorschriften» erst Ende 2009 gebaut wurde und mit Anlagen ausgerüstet ist, die dem Landwirt einen Alarm auf sein Mobiltelefon hätten schicken sollen, als die Belüftung ausfiel. Anlage defekt? Handy-Akku leer? Ach du sch...öne neue Technik-Welt! Die Bahn hat ja ihre Klimaanlagen auch nicht im Griff. Allerdings bekommen die Fahrgäste da sogar eine Entschädigung, wenn sie (freiwillig) eingesperrt im luftdichten ICE einen Hitzekollaps erleiden.

Fraglos ist so eine Hitze der Ausnahmefall, und Defekte in Lüftungsanlagen und dazugehörigen Alarmsystemen sind vielleicht so selten wie explodierende Bohrinseln. »Eine absolute Ausnahme», wird der Uelzener Kreislandwirt Thorsten Riggert in der AZ zitiert.

Sicher, aber das Entsetzen führt unweigerlich zu Fragen: Wird man seiner ethischen Verantwortung gerecht, wenn man Ställe betreibt, in denen das Leben von 40000 Tieren am seidenen Faden der funktionierenden Technik hängt? Was hat das noch mit artgemäßer Haltung und dem viel beschworenen Tierwohl zu tun, wenn Hühner nicht mehr an die Luft können, keine Sonne und kaum Tageslicht sehen, von Erde und Pflanzen ganz zu schweigen, und eng gedrängt permanent auf ihren Exkrementen leben? Das ist Quälerei und respektlos gegenüber dem fühlenden Wesen. Armselig, im wahrsten Sinne des Wortes.

Alle, die entsetzt sind über die schrecklichen Bilder aus Mastställen, sollten sich klar machen, dass die Hühnerfleischprodukte der Discounter-Hausmarken und vorgeblichen »Qualitäts»-Marken wie Wiesenhof, Emsland-Frischgeflügel und andere aus genau solchen Qualhaltungen stammen. Und sie einfach im Regal und Tiefkühlfach liegen lassen. Es geht nämlich auch anders, wir müssen es nur (bezahlen) wollen.

Maren Ramm, Dannenberg,
Initiative gegen Tierfabriken

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