vom 13.08.2009

Für »kommunale Agrarpolitik»

Bürgerinitiative übergibt Unterschriften gegen Massentierhaltung an Landrat Schulz

rg Lüchow. Ihr Ziel hat die »Bürgerinitiative gegen Schweinefabrik bei Klein Heide» erreicht: Die Anlage, gegen die sich der Widerstand formierte, wird nicht gebaut (EJZ berichtete). Doch damit will man sich nicht zufrieden geben.

Bild: Gegen Massentierhaltung, egal ob bei Schweinen, Geflügel oder Rindern, und für eine "kommunale Agrarpolitik" will sich die "Bürgerinitiative gegen Schweinfabrik in Klein Heide stark machen - im ganzen Landkreis Lüchow-Dannenberg. Aufn.: R. Groß

Das Engagement der Bürgerinitiative soll ausgeweitet werden. Den Startschuss dazu gaben Mitglieder der Bürgerinitiative nun mit einem Besuch bei Landrat Jürgen Schulz.

Ein dickes Bündel Papier hatten sie mitgebracht: 1559 Unterschriften, mit denen sich die Unterzeichner für artgerechte Tierhaltung aussprechen - und für ein Engagement der lokalen Entscheidungsträger in der Agrarpolitik. Das sei nämlich - trotz gegenteiliger Beteuerungen - machbar, ist man sich bei der Bürgerinitiative sicher. »Wir sind nicht nur gegen etwas, sondern setzen uns für etwas ein: für eine kommunale Agrarpolitik.» Dafür habe der Kreis Gestaltungsräume, ist man sich bei der Bürgerinitiative sicher. »Das Regionale Raumordnungsprogramm beispielsweise bietet eine Grundlage dafür. Darin könnte artgerechte Tierhaltung vorgeschrieben werden.» Die Möglichkeiten, die die lokale Politik habe, müssten »konkretisiert und mit Leben gefüllt werden», fordert die Bürgerinitiative. Ein »klares, konkretes Leitbild» müsse entstehen. Es sollten, so die Vorstellung der Bürgerinitiative, Anreize für Landwirte geschaffen werden, ihre Betriebe auf ökologische Landwirtschaft umzustellen. Auch sollten ein regionales Konzept für den nachhaltigen Ausbau erneuerbarer Energien erarbeitet und mittelständische Bio-Lebensmittel-Verarbeiter angeworben werden. Von der Kommunalpolitik erwarte man, dass sie zudem Anreize schaffe für die Verwendung regionaler Produkte: in Schulkantinen, aber auch in Zusammenarbeit mit der Gastronomie.

Ziel soll es sein, die bäuerliche Landwirtschaft und den Tourismus zu stärken, ihnen den Vorzug vor der industriellen Landwirtschaft zu geben, fordert die Bürgerinitiative. Ein Ziel, das er durchaus mittragen könne, so Landrat Schulz. »Wir sind da Verbündete im Geiste.» Einem entsprechenden Engagement des Kreises stehe jedoch ein Problem im Weg: »Wir sind völlig pleite», so Schulz. An groß angelegte Förderprogramme sei nicht zu denken. »Wir sind nicht mehr überall handlungsfähig.» Es gebe im Kreisgebiet »viele gute Ansätze», meint Schulz. Am Ausbau der Öko-Landwirtschaft und des sanften Tourismus werde gearbeitet. Doch man dürfe nicht vergessen, dass am Ende auch die Kasse stimmen müsse. »Wenn man so etwas versucht, dann muss auch Geld reinkommen», gab Schulz zu bedenken. »Die SKF, nur als Beispiel, erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 400 Millionen Euro. Beim Tourismus, so engagiert und hingebungsvoll alle Beteiligten auch arbeiten, ist das Ergebnis nicht einmal ansatzweise vergleichbar.» Auch eine Ausweitung der Öko-Landwirtschaft sei problematisch: »Für Landwirte ist es häufig ein unkalkulierbares Risiko, umzusteigen: wegen der finanziellen Durststrecke in der Umstellungsphase.» Und die Bio-Landwirte, seien voll ausgelastet, Produktionssteigerungen kaum möglich.

Ideen gebe es viele in Lüchow-Dannenberg, so Schulz. »Zur Realisierung bräuchte es oft nicht einmal Zuschüsse. Für vieles wäre lediglich eine Bürgschaft nötig, um die Macher abzusichern.» Doch auch das könne der Kreis allein nicht leisten. Tourismus, Umwelt- und Klimaschutz und konventionelle Landwirtschaft existierten anderenorts auch nebeneinander, so Schulz. »Man müsste sich das einmal anschauen, wie das funktioniert.» Das werde eines der Themen sein, wenn demnächst Mitglieder des Kreistages mit dem Bauernverband zu einem Gespräch zusammenkämen. Tourismus und Energieerzeugung als Zusatzeinkommen für bäuerlich arbeitende Landwirte, mehr Bio-Bauern: »Das Potenzial dafür ist da», meint man bei der Bürgerinitiative. Und die Geldknappheit des Kreises dürfe kein Argument gegen ein entsprechendes Engagement der kommunalen Ebene sein. Förderung habe natürlich auch immer etwas mit Geld zu tun, so eine Sprecherin »Aber es geht auch um Initiative.» In diese Richtung will man arbeiten.

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