vom 24.06.2010

»Schärfste Tierschutzgesetze»

Diskussion über moderne Landwirtschaft im Lüchower Ratskeller - Vorher Demonstration

dm Lüchow. Sind bei der Tiermast in großen Einheiten Wirtschaftlichkeit sowie gute Behandlung von Schweinen und Hühnern miteinander vereinbar? Die Diskussion über dieses Thema zu versachlichen, war das Ziel der Veranstaltung »Moderne Landwirtschaft - Fluch oder Segen?» des CDU-Kreisverbandes am Dienstagabend im Lüchow. Dutzende Gegner von Tiermastställen, die in der Region geplant sind, saßen im vollbesetzten großen Ratskeller-Saal vor einem Podium, das mit Experten und Vertretern von Land- und Agrarwirtschaft besetzt war.

Bild: Rund 100 Menschen protestierten vor dem Ratskeller gegen Massentierhaltung und konkrete Stallprojekte in der Region. 2 Aufn.: D. Boick

Die CDU-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Karin Bertholdes-Sandrock freute sich als Moderatorin über eine weitgehend sachliche Diskussion. Auf dem Podium gab es klare Bekenntnisse zum Tierschutz auch bei der Haltung in großen Einheiten. »Tierschutz und Umweltschutz sind wichtig und unteilbar», sagte Wilfried Fleming, Geschäftsführer der Meppener Firma Rothkötter, die im Landkreis Celle einen großen Hähnchenschlacht- und Zerlegebetrieb plant. Für diese Groß-schlachterei wollen auch zwei hiesige Landwirte bei Teplingen und Bahnhof Schnega Mastställe für je 40000 Hähnchen bau-en. Kreislandwirt Adolf Tebel betonte: »Kein Landwirt hält Tiere, um sie zu quälen.» Es sei für den Bauern von ureigenstem Interesse, das Vieh gut zu behandeln, weil er dann mehr verdiene.

Henning Pieper, Fachberater für Schweine- und Geflügelhaltung bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, bekräftigte, dass Deutschland in vielen Bereichen die schärfsten Tierschutzgesetze habe, was allerdings aus dem Publikum bezweifelt wurde. Überschätzt werde die Marktmacht von Verbrauchern, die nach ökologischen Bedingungen hergestelltes Fleisch verlangen, betonte Pieper.

Der Anteil an Ökofleisch am verkauftem Fleisch betrage nur drei bis fünf Prozent. Auch im Ökobereich müsse knallhart kalkuliert werden, erst größere Einheiten seien wirtschaftlich. Gerade dieser wirtschaftliche Zwang zu großen Ställen führe dazu, dass die Tiere nicht artgerecht gehalten werden können, meinte ein Tierschützer aus dem Publikum. Der Verbraucher verlange nach günstig produziertem Hähnchenfleisch, sagte Rothkötter-Geschäftsführer Fleming.

Weil der Verbrauch von Hähnchenfleisch wachse, investiere sein Unternehmen: »Wir wollen diesen Wachstumsbereich nutzen.» Im Vergleich zu Stallprojekten in Ostdeutschland seien die hier geplanten Ställe kleine Einheiten, meinte Karin Bert-holdes-Sandrock. Sie sprach sich dafür aus, wegen der geringen Viehdichte in Lüchow-Dannenberg die Fleischproduktion hierher zu verlagern, um sie hier kontrollieren zu können.

Für Bertholdes-Sandrock ist auch der Schweinestall, den Dennis Gehrke in Klein Heide bauen will, eher klein. Gehrke plant eine Ferkelproduktion mit 400 Sauen und einen Maststall für 2800 Tiere im geschlossenem System. Kreislandwirt Tebel ist es wichtig, dass junge Bauern mit solchen Projekten die familiären bäuerlichen Betriebe im Kreisgebiet erhalten. Er befürchtet, dass sonst Investoren die Flächen und Höfe aufkaufen, Mastställe bauen und dann keine Rücksicht mehr auf Tierschutz nehmen. Rund 100 Gegner von Massentierhaltung im Allgemeinen und konkreten Stallprojekten in der Region hatten vor der Diskussion auf dem Lüchow- er Marktplatz demonstriert.

Maren Ramm von der Initiative gegen Tierfabriken erteilte der modernen Landwirtschaft eine klare Absage, weil sie Massentierhaltung, Preisdruck für die Bauern, Überproduktion und Umweltverschmutzung bedeute. Diese Landwirtschaft sei ein Fluch für die Tiere und eine Schande für die Gesellschaft.

 

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