vom 26.03.2010

Streit um Maststallplan

Großer Andrang bei Informationsveranstaltung in Wustrow - BI-Gründung verschoben

fk Wustrow. Wer pünktlich kam, war schon zu spät dran: Der kleine Versammlungsraum im Wustrower Ratskeller war am Mittwoch lange vor Beginn der Informationsveranstaltung über den Bau von Hähnchenmastställen voll. Dem Flugblatt-Aufruf einiger Wustrower waren nicht nur Gegner solcher Anlagen gefolgt, auch Befürworter dieser Art von Landwirtschaft hatten mobilisiert und besetzten dem Augenschein nach fast die Hälfte der Sitze - weswegen die Initiatoren die eigentlich geplante Gründung einer Bürgerinitiative kurzerhand verschoben.


Bild: Eine geplante Hähnchenmastanlage bei Wustrow war Thema der Infoveranstaltung im Wustrower Ratskeller. Aufn.: R. Groß

Stattdessen gab es eine teilweise turbulente Streitversammlung. Gestritten wurde über die Perspektiven der Landwirtschaft, über die Folgen indus-trialisierter Agrarproduktion, sogar die Wortwahl war Gegenstand hitziger Diskussionen. Den Terminus »industrialisierte Tiermast» gebe es im Gesetz überhaupt nicht, meinte Wilfried Greve. Der Landwirt aus Teplingen ist der Anlass der Wustrower Initiative: Er plant einen Hähnchenmaststall mit 40000 Tieren.

Was passiert, wenn in Deutschland keine Mastställe mehr gebaut werden können? Die Produktion von billigem Fleisch wandert in Länder ab, in denen Tierschutz- und Umweltstandards nicht so gut kontrolliert werden wie hierzulande. So argumentierten am Mittwoch-abend die Anhänger der konven-tionellen Agrarpolitik. Das Beispiel dafür liefere der Eiermarkt: Nach dem Verbot der Käfighaltung wanderten die Hühnerfarmen in andere Länder ab. Von dort würden die Eier nun nach Deutschland importiert. Freiland-Hähnchen gehe es gesundheitlich nicht besser als Tieren aus Mastställen. »Sie torpedieren die hiesige Landwirtschaft,» lautete der zentrale Vorwurf an die Kritiker der Massentierhaltung. Hinzu gesellten sich Ressentiments wie etwa, dass viele Kritiker erst in den vergangenen 20 Jahren in die Dörfer gezogen seien, also eigentlich keine Ahnung hätten und nicht mitreden sollten.

Schließlich wurden die Gegner noch für die schlechte wirtschaftliche Lage der Bauernhöfe und die leer stehenden Häuser in den Dörfern verantwortlich gemacht.

Für die Seite der Kritiker verwies Bio-Bauer Martin Schulz auf Alternativen. In seinem Dorf sei sogar der Neuaufbau eines Hofes unter dem Neuland-Zeichen möglich gewesen. »Warum argumentieren Bauern immer zugunsten der industriellen Produktion, aber nie für einen höheren Anteil an der Wertschöpfungskette?», fragte Schulz. Die »Initiative gegen Tierfabriken» glaubt, dass die großen Fleischvermarkter die bäuerliche Landwirtschaft nur als Türöffner benutzen.

 Sprecherin Maren Ramm meinte, »Wiesenhof und andere» hätten »selbst keine Akzeptanz für ihre Art der Fleischproduktion». Deshalb ließen sie die Landwirte die Ställe bauen. Die würden dafür auch noch Genehmigungen nach dem Privileg für Landwirte erhalten. Die für diesen Abend vorgesehene Gründung einer Bürger- initiative wurde verschoben. Sie soll nach Auskunft von Mitinitiator Olaf Kröger am nächsten Mittwoch nachgeholt werden. Kröger beurteilte das Streitgespräch vom Mittwochabend als »insgesamt noch diszipliniert». Es sei klar geworden, dass es in Wustrow einen Widerstand gegen den geplanten Stallbau gebe und er sei sich sicher, dass die neu zu gründende Bürgerinitiative 100 Leute für ihre Sache mobilisieren könne.

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