vom 01.08.2010
In unserer Serie über moderne Landwirtschaft bekommt heute ein Sprecher der Initiative IgiT das Wort. Lüchow (mbo/bvol. Moderne Landwirtschaft bedeutet eine Landwirtschaft die nachhaltig wirtschaftet. Die sich an den Bedürfnissen von Tier, Natur, Umwelt und die des Menschen orientiert. Wirtschaften im Kreislaufsystem unter Berücksichtigung von regionalen Besonderheiten, überliefertem Wissen und unter Einbeziehung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Marken wie Neuland und Demeter machen dies vor. Im Vordergrund stehen die Bedürfnisse der Tiere und die der Umwelt.
Bei Hühnermastbatterien mit 40´000 Tierplätzen entstehen 300 Tonnen Hühnermist im Jahr. Der Qualitätsbegriff nimmt vermehrt Einzug in die Haushalte. Der Trend geht zu weniger, dafür aber bewussterem Fleischkonsum. Die Menschen sind bereit für qualitativ hochwertige Ware, die aus artgerecht erzeugter Haltung stammt, mehr zu bezahlen. Einige wenige Landwirte verschließen sich dieser modernen Landwirtschaft und setzen immer noch auf eine antiquierte Arbeitsweise. Begeben sich in Abhängigkeit von Großkonzernen, die ihnen das gesamte Risiko der, Produktion überlassen, ihnen jedoch die mit der Entscheidung 500.000 EUR in einen Maststall zu investieren, jegliche Bewegungsfreiheit nehmen. Der Landwirt wird Knecht auf seinem eigenen Hof.
Diese kapitalintensive Landwirtschaft ist keine bäuerliche Landwirtschaft
sondern es handelt sich um eine industrielle Produktion, die billiges
Fleisch minderer Qualität erzeugt, welches nicht nur in Deutschland
abgesetzt wird, sondern, aufgrund der Überschussproduktion, über die EU
hinaus in die ganze Welt exportiert wird. Hierfür werden Millionen Euros an
Agrarsubventionen vom Steuerzahler abverlangt und die kleinbäuerlichen
Strukturen in allen Ländern zerstört. Laut Auskunft des Landkreises darf Hühnermist offen auf Feldern und Wiesen bis zu 8 Monate zwischengelagert werden. Vögel verteilen Krankheitserreger, Anwohner, Urlauber, Wanderer und Fahrradfahrer müssen den Gestank ertragen. Wenn jetzt im Landkreis Hühnermastbatterien mit bis zu 40.000 Tierplätzen entstehen, wird pro Mastanlage 300 Tonnen Hühnermist im Jahr erzeugt. Dieser muss zwischengelagert werden und entsprechend der Düngemittelverordnung in die Äcker und Böden eingebracht werden. Die Belastung für Umwelt und Natur wird stark zunehmen. Der Tourismus wird darunter leiden. Einige hiesige CDU-Politiker sind der Annahme, man solle diesen Trend fördern und die Ansiedlung und Investitionen in Hühnermastanlagen unterstützen. »Warum nicht auch bei uns", wenn es anderswo auch gemacht wird? Die Regionen um Vechta, Cloppenburg sind übersät mit Mastanlagen jeglicher Art. Die Nitratbelastung der Böden ist nicht mehr wegzureden. Menschen werden krank und verlassen ihre Heimat. Einzelne Gemeinden fangen an sich gegen die Errichtung weiterer Massentieranlagen zu wehren, da sie erkannt haben, dass die Fleischindustrie mit falschen Versprechungen daher kam. Warum muss das nordöstlichen Niedersachen die gleichen Fehler machen? Der in Wietze bei Celle geplante Schlachthof der Firma Rothkötter benötigt die Unterstützung der Landwirte. Nur durch die Privilegierung der Landwirte außerhalb geschlossener Ortschaften bauen zu dürfen besteht überhaupt die Möglichkeit die benötigte Anzahl von Mastanlagen entstehen zu lassen. Dadurch könnten über 400 Hähnchenmastanlagen in nordöstlichen Niedersachen gebaut werden.
In diesen Mastanlagen werden 26 Küken pro Quadratmeter in 33 Tagen zu 1,5
Kilogramm Fleisch gemästet. Üblicherweise bestehen die Mastanlagen aus einer
Halle ca. 20 x 90 m groß, einigen Silos für das Futtermittel,
Kadaverbehälter und einen Sammelplatz für den anfallenden Mist. Von außen
ist meist nicht erkennbar, was innen passiert. Es werden speziell gezüchtete
Geflügelrassen eingesetzt, die in kürzester Zeit möglichst viel Brustfleisch
ansetzen. Die Tiere sind lethargisch, können sich aufgrund der Enge und
Schmerzen kaum Bewegen und sollen ausschließlich Nahrung aufnehmen. Der
Einstreu in die Halle erfolgt vor Beginn der Mastperiode. 33 Tage sitzen und
liegen die Tiere in ihrer eigenen Scheiße. Deformationen des Skeletts,
Löcher und Entzündungen in den Füßen sind die Folge. Die Mortalität
(Sterberate) beträgt statistisch 4,2 Prozent bis zum Mastende. Für den
Betreiber einer solchen Anlage besteht die Hauptarbeit darin, zweimal am Tag
durch die Halle zu gehen und die toten Tiere rauszusammeln. Kein ganz
leichter Job aber wo tausende Sterben wird das Einzelschicksal
bedeutungslos. Sterben tun die Tiere an Organversagen, da durch die
Turbomast weder das Skelett noch die Organe schnell genug mitwachsen können.
Eine Hähnchenmastverordnung, die derartige Tierquälerei erlaubt, verstößt
nach Ansicht vieler Tierschutzorganisationen gegen Art. 20a des
Grundgesetzes. Tiere sind fühlende Mitgeschöpfe und müssen entsprechend behandelt werden. Die kollektive Ignoranz beschreibt das Phänomenen, dass eine Untat von den meisten Menschen ignoriert wird, weil es im großen Maßstab stattfindet, die Politik nichts dagegen unternimmt und der einzelne sich einredet, dass es ja gar nicht so schlimm sein kann. Dadurch, dass die meisten Menschen das Thema ignorieren, sieht die Politik nicht die Veranlassung sich dem Thema anzunehmen. Hier entsteht ein Teufelskreis. Diesen gilt es zu durchbrechen und den Mitmenschen deutlich zu machen, was moderne Landwirtschaft im Gegensatz zur industriellen Landwirtschaft bedeutet. Marc Bohlmann |
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