Leserbriefe der

vom 05.05.2009

Viel zu viel Fleisch

Betrifft: Diskussion über Tiermastställe

Der Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz des Kreistages hat (mit einer Ausnahme) eine Resolution gegen Mastställe verweigert. Diese Abstimmung eines demokratisch gewählten Gremiums und die angegebene Begründung treiben mir die Schamröte ins Gesicht. Aber immerhin werden zwei Argumente angeführt, die eine sachliche Auseinandersetzung ermöglichen:
  • 1. Die Emission von Schadstoffen sei geregelt.
  • 2. Der Markt verlange nach (billigem) Fleisch.

Zu 1: Die gleichen Regeln gelten auch in anderen Teilen Deutschlands, wo die Massentierhaltung bereits betrieben wird.' Das hat nicht verhindert, dass es dort teilweise zum Himmel stinkt und immer wieder auch von Qualitätsverschlechterung des Grundwassers berichtet wird.
Die Auswirkungen auf den Tourismus sind verheerend, selbst wenn es an 200 Tagen im Jahr nicht stinken sollte oder einige Quellen unbelastet geblieben sind.

Zu 2: Wenn wir tun müssen, was „der Markt verlangt" - wer oder was das auch sei -, dann müssten mit der gleichen Logik auch Rauschmittel zugelassen werden oder gar Kinderpornografie oder Waffenexporte jeglicher Art.

So wie es gute Gründe gegen die drei letztgenannten Dinge gibt, lässt sich auch einiges gegen die Förderung des Fleischkonsums sagen:
Unter Ernährungswissenschaftlern ist es unstrittig, dass in Deutschland viel zu viel Fleisch verzehrt wird - mit negativen Folgen für die Volksgesundheit und erheblichen Auswirkungen auf die Krankenkassenbeiträge.

Der Hunger in der Welt wird durch Billigfleisch nur vergrößert, denn statt fleischlicher Nahrung kann mit gleichem Aufwand das fünf- bis zehnfache an pflanzlicher Nahrung produziert werden. Speziell bei der Hähnchenmast gibt es „Veredlungsverluste" bis zu 94 Prozent. Hinzu kommt, dass Billigfleischexporte in Länder der Dritten Welt die dortige Landwirtschaft ruinieren und mittelfristig zu einer weiteren Nahrungsmittelverknappung führen.

Also, liebe Mitglieder des Kreistages, wenn Sie keine besseren Argumente als die angeführten haben, dann sollten Sie Ihr Abstimmungsverhalten überdenken, und zukünftig alles tun, um unserer Region die sich abzeichnende' Fehlentwicklung zu ersparen.

Johann E. P. Strauß,
Leisten

 


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