Leserbriefe der

vom 24.12.2009

In der Hähnchenmast verfallen die Preise

Betrifft: Artikel »Bauern tragen Investitionsrisiko» (EJZ vom 12. Dezember)

Peinlich, wie das Landvolk, das ja eigentlich die Bauern vertreten sollte, zum Propagandisten und Türöffner der Ernährungs- und Agrarindustrie mutiert. Böse und polemisch die Behauptung, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) versuche, Bürger gegen Bauern aufzuhetzen.

Wir wollen vielmehr die Schweine- und Geflügelhaltung gegenüber der Agrarindustrie für die mittelständischen Landwirte sichern bzw. zurückholen. Nicht die nach einem Strohhalm suchenden Vertragsmäster sind unsere Gegner, sondern die agrarindustriellen Konzerne, in deren Systeme sie (noch) eingebaut sind.

Die allermeisten Landwirte lehnen die agrarindustrielle Hähnchenmast ab: wegen der nicht artgerechten Haltung, der Gräben in den Dörfern und wegen der totalen Abhängigkeit von den Futtermittel- und Schlachtbetrieben: Ein Viertel der Mäster erwirtschaftet nicht mal den Arbeitslohn, die Hälfte bekommt den Arbeitsaufwand gerade so bezahlt, nur ein »oberes Viertel» erzielt eine Eigenkapitalverzinsung für die 450000 Euro Stallinvestition (Betriebszweig-Auswertungen Landwirtschaftskammer).

Nun zeichnet sich auch noch ein Zusammenbruch des Geflügel-Markts ab: Die Verbrauchszuwächse von inländischem Geflügelfleisch werden wie im vergangenen Jahrzehnt maximal 0,3 Kilogramm pro Verbraucher und Jahr betragen. Rechnet man die bundesweiten Bauanträge für Hähnchenställe und die von den Hähnchenschlachtern angestrebten Zahlen neu angeworbener Mäster zusammen, kommt man bundesweit auf eine Produktionsflut von 600 Ställen in den nächsten zwei Jahren (das entspricht 3 kg Zuwachs).

Wenn Großställe die zulässigen Grenzen der Geruchsemissionen (10 % der Jahresstunden) ausschöpfen, dann kann kein anderer Bauer aus dem Ort jemals mehr irgendeinen Stall bauen. Außerdem zerstört die Agrarindustrialisierung Arbeitsplätze in Luftkurorten und Unternehmen in Tourismus oder Gesundheitswesen sowie das Image regionaler Produkte: Mit »Kartoffeln aus der Lüneburger Heide» kann man gut werben - nicht aber mit solchen »aus Vechta-Cloppenburg».

In der EU-Fleischerzeugung sind mengenbegrenzende Strategien angesagt und die Nutzung der Marktchancen einer artgerechten Tierhaltung mit fairen Erzeugerpreisen. Das Verbot der Käfighaltung bringt bereits jetzt neue Marktchancen für deutsche Eier aus Freiland- und Ökohaltung auf Bauernhöfen - der nicht konzerngebundene Eierhandel bietet den Bauern laut Landwirtschaftskammer sehr lukrative und langfristige Verträge an.

Wenn auf der Packung steht, wie die Tiere gehalten werden, dann reagieren Verbraucher und Handelsketten. Das Bündnis gegen Agrarfabriken Nordostniedersachsen setzt sich für eine Gesetzesnovelle ein, nach der nur noch Landwirte im Außenbereich der Gemeinden bauen dürfen. Wir bilden auch Einkaufsgemeinschaften für artgerecht erzeugte Produkte von bäuerlichen Betrieben.

Renate und
Eckehard Niemann,
Bienenbüttel, AbL

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