Leserbriefe der

vom 04.09.2010

Die Geflügelbarone lassen entsorgen

Betrifft: Agrarindustrie-Trockenkot

Nach der Getreideernte kommt es vielerorts zu Protesten und massivem Ärger wegen der Lagerung und Ausbringung von Hühnertrockenkot. Gerüche von Mist und Gülle gehören zur Landwirtschaft und damit auch zum Leben auf dem Lande. Aber der beißende und an Erbrochenes erinnernde Gestank von riesigen Mengen importierten Hühnertrockenkots stammt nicht von Bauernhöfen der Region, sondern aus agrarindustriellen und flächenunabhängigen Agrarfabriken in Holland und Südoldenburg.

Die massive Ballung von Tierbeständen, gefüttert vor allem mit Importfuttermitteln, führt dort zu massiven Nährstoff-Überschüssen, die andernorts entsorgt werden müssen, damit das agrarindustrielle System dort nicht verstopft. Diese Entsorgung findet zunehmend in Ackerbauregionen statt.

Entschuldigend verweisen manche Kot-Abnehmer auf die billigeren Dünge-Nährstoffe, den »Humusaufbau», und argumentieren sogar mit einer »Kreislaufwirtschaft» zwischen den Getreideüberschüssen hier und den Kot-Überschüssen dort. Letzteres entlarvt sich von selbst als Absurdität, den Humusaufbau sollte man besser durch geeignete ackerbauliche Maßnahmen sichern. Und die Nährstoffkosten? Mussten die Kotüberschuss-Abnehmer früher nur die Transportkosten zahlen, so folgen die Kotpreise nunmehr den Preisen für Mineraldünger und steigen auch wegen der Verknappung infolge des Einsatzes in Biogasanlagen.

Viele Trockenkot-Ausbringer berücksichtigen auch nicht die steigenden und gravierenden Zusatzkosten: vor allem die immer massivere Belastung der Felder mit Unkrauthirse, die großenteils mit dem Geflügelkot eingeschleppt wird und die vermutlich bald Herbizid-Resistenzen zeigen wird. In Ackerbau- und intensiven Maisanbaubetrieben stoßen schon jetzt alle üblichen Herbizide mit ihren Wirkungslücken bei der Hirse, die in immer neuen »Hirsewellen» aufläuft, an ihre Grenzen. Bereits aufgelaufene Hirse muss über die blattaktiven Mittel bekämpft werden, wegen der begrenzten Wirkung ist für die nachfolgenden Wellen der zusätzliche Einsatz des teuren Bodenherbizids »Spectrum» nötig. Das führt oft zu Kulturschäden, vor allem bei leichten Böden und Minimalbodenbearbeitung. So bleibt oft nur die mechanische Hacke.

Als weiteres Problem könnten sich die Antibiotika- und Chemie-Reste aus den agrarindustriellen Geflügelanlagen erweisen, eventuell auch die Verbreitung von Tierseuchen. Letzteres Risiko wird verschärft durch die Tatsache, dass ein Großteil der Trockenkot-Importe aus Holland illegal erfolgt, also ohne Kontrolle. Total überladene Lkw verunglücken häufig. Argumente also zuhauf gegen den Agrarindustrie-Trockenkot. Und vielleicht ist es etlichen Landwirten ja auch noch etwas wert, nicht zum gestankverbreitenden Entsorger der Geflügelbarone zu werden, die der bäuerlichen Landwirtschaft nicht nur Märkte abnehmen, sondern unseren Agrarprodukten insgesamt Akzeptanzprobleme bereiten...

Eckehard Niemann,
Bienenbüttel

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