vom 10.05.2010

»Er hat uns mit Nazis verglichen»

Talkrunde: Landwirt und Maststall-Gegner geraten verbal heftig aneinander

mpl Wustrow. Am Ende der Talkrunde in der vollbesetzten Eingangshalle des Wustrower Museums wurde es turbulent, es kam zu Zwischenrufen und verbalen Auseinandersetzungen. Als die Moderatoren Thomas Albrecht vom Kirchenvorstand und Pastor Udo Engel zum Abschluss des Marktes der Begegnung sechs Gäste befragten, konnte das Reizthema »Hähnchenmaststall» nicht ausgeklammert werden, denn einer der Gäste war der Landwirt Wilfried Greve aus Teplingen.

Ihm warfen Mitglieder der »Initiative gegen industrielle Tierhaltung» (Igit) eine verbale Engleisung vor, nachdem Thomas Albrecht die zur heißen Diskussion gewordene Talkrunde beendet hatte.

Nach Tina Böhnsch, vermutlich Deutschlands jüngste Frisörmeisterin, dem Rettungsassistenten Oliver Rohmann, dem Lehrer-Pensionär Eberhard Jacobshagen, der Australien-Touristin Anja Ristau und dem Schreyahner Herwald Schulze war Wilfried Greve der letzte Gast der Runde. Sein Vorhaben, eine Hähnchenmastanlage nahe Teplingen zu bauen, setzt die IgiT Widerstand entgegen. Der Antrag der Initiative, während des Marktes der Begegnung mit einem Info-Stand präsent sein zu dürfen, war im Vorfeld abgelehnt worden.

Von Thomas Albrecht befragt, berichtete Landwirt Greve von seinen zahlreichen Gesprächsrunden und Behördengängen, von negativen anonymen Anrufe und wie er und seine Familie damit umgingen. Dann wurde Greve plötzlich sehr ernst. Er habe lange überlegt, diesen Vergleich zu bringen, einen Vergleich aus der deutschen Geschichte. »Es gibt da Parallelen zwischen einigen Wenigen.» Sofort wurde Greve unterbrochen von Mark Ohlmann, Mitglied der IgiT. »Einen Vergleich zum Dritten Reich zu ziehen, ist eine Frechheit», empörte er sich.

Wilfried Greve beteuerte, dass ihm bereits bei einer Diskussion im Ratskeller die Emotionen durchgegangen seien. Er sehe das Thema auch kritisch, aber die Tiere würden ordentlich behandelt. Diese Argumentation sorgte für neue Aufruhr im Publikum und löste eine Diskussion darüber aus, ob nun 33 Tage gemästet würde und ob 14 oder mehr Hähnchen auf dem Quadratmeter leben müssten.

Einige IgiT-Mitglieder wollten nach dem Ende der Runde wissen, warum das Thema überhaupt angesprochen und warum ihre Organisation ausgeladen worden war. »Wir sind auch Wustrow», betonte Mark Ohlmann und brachte seine Hauptkritik auf den Punkt: »Sprechen wir es doch aus: Er hat uns mit Nazis verglichen.» Auf die Frage, ob diese Konfrontation eventuell geplant gewesen sei, rechtfertigte sich Thomas Albrecht damit, ein interessantes Thema und kein Pro und Contra erwartet zu haben. Vielmehr habe er auf die zwischenmenschlichen Belange eingehen, allgemein über das Thema sprechen und zum Nachdenken anregen wollen. Die stellvertretende Bürgermeisterin Andrea Heilemann, die das Organisationsteam des Marktes leitet, erläuterte, man habe sich nach intensiver Diskussion für die Einladung des Landwirts in die Talkrunde entschieden.

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