Leserbriefe der

vom 22.05.2010

Naivität oder Kalkül

Betrifft: Artikel »Wir fühlen uns diskriminiert» (EJZ vom 7. Mai)

Damit, dass die Initiative gegen industrielle Tierhaltung (IgiT) keine »Stand-Erlaubnis auf dem Markt der Begegnung» bekam, könnte man sich ja noch anfreunden. Zumal man in dem Brief an IgiT mitteilte, dass (...) der Markt der Begegnung eine Plattform der Begegnung und Zusammenführung von Menschen aus Wustrow und den umliegenden Ortsteilen ist. Weiter schrieb man: »Dieser Markt ist ein Markt von Bürgern für Bürger von Wustrow, keine politische Plattform (...).» Es solle ein »(...) Treffpunkt für BürgerInnen aus Wustrow und den umliegenden Dörfern» sein, »um ungezwungen einen netten, stress-freien und angenehmen Nachmittag zu verbringen».

So weit, so gut. Dann kam aber um 17 Uhr die Talkrunde. Herr Greve (will die Hähnchenmastanlage bauen) war als Gast eingeladen: Er lieferte dann doch politischen Zündstoff, als er zu der Mastanlage befragt wurde. Als der Gast sich bei einem Vergleich mit der jüngsten deutschen Vergangenheit vergaloppierte, entgleiste die Talkrunde daraufhin völlig in tumultartige Szenen.

Aus dem bunten Nachmittagsgespräch ist man dann doch ins Politische abgedriftet. Die Veranstalter müssen sich nun fragen lassen, was das alles sollte. Es gibt zwei Erklärungsversuche. 1. Naivität! Man wusste nicht, auf was man sich bei dem Gast eingelassen hatte, denn dieser hatte die Talkrunde als das missbraucht, was man bei der Ausladung von IgiT vermeiden wollte. 2.Kalkül! Man hat durch einen geschickten Schachzug die IgiT ausgeladen, um Herrn Greve ein Sprachrohr zu bieten, seine politische Meinung darzustellen.

Dramatisch nur, dass der Kirchenvorstand und der Pastor darin verwickelt sind. Gerade die sollten aufgrund ihres Selbstverständnisses ein ethisch-moralische Interesse haben, diesen Konflikt um die Tiermastanlagen nach christlichen Gesichtspunkten zu lösen.

Albert Doninger,
Ganse

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